Nutze einfach deine DSLM- oder DSLR-Kamera von Canon als Webcam. In dieser Anleitung verwende ich beispielhaft meine EOS M50. Ich zeige dir, was du für die Einrichtung brauchst, welche Einstellungen du vornehmen solltest und welches Zubehör die regelmäßige Verwendung angenehmer gestaltet.
Wenn du im Homeoffice arbeitest, wirst du die Notwendigkeit von Videotelefonie, auch Video Calls genannt, kennen. Je häufiger du an diesen Treffen teilnimmst, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du bemerkst, welchen Unterschied es macht, ob dein Gegenüber gut zu sehen und hören ist oder nicht.
Bei Canon ist der Weg zum perfekten Bild kurz. Alles, was du brauchst, ist eine kompatible Kamera, ein Micro-USB- oder USB-C-Kabel, je nach Modell, und die Canon EOS Webcam Utility Software.
Canon EOS Webcam Utility Software
Beim Anfordern des Downloads auf der Seite von Canon musst du vor dem Herunterladen deinen Vor- und Nachnamen, sowie deine E-Mail-Adresse angeben. Die Zustimmung zum Empfang von Newslettern ist optional.

Erst anschließend wird dir ein Dialog angezeigt, der den eigentlichen Link zu dem Archiv EOSWebcamUtility-WIN1.0.zip enthält: https://pdisp01.c-wss.com/gdl/WWUFORedirectTarget.do?id=MDIwMDAwNjI1NDAx&cmp=ABX&lang=EN

Falls du Werbe- oder Pop-up-Blocker als Browser-Erweiterung installiert hast, kann es sein, dass dir hier nur weißer Hintergrund angezeigt wird. Du kannst in diesem Fall einfach einen Browser nutzen, den du sonst nicht verwendest und der nicht gesichert ist, oder du deaktivierst die Add-ons für die Canon-Seite.
Die Installation der Software erfordert administrative Rechte und kann meines Erachtens bedenkenlos mit den vorgegebenen Einstellungen erfolgen.
Anschließen deiner Canon-Webcam
Nachdem die Installation der Software erfolgreich abgeschlossen wurde, ist es Zeit, deine Kamera an den Rechner anzuschließen. Wie erwähnt, variieren die Anschlüsse. Bei meiner Canon M50 muss ich ein Micro-USB auf USB-A-Kabel verwenden. Falls du kein passendes Kabel zu Hause hast, solltest du vor dem Kauf nachsehen, welches du brauchst.

Verbinde zuerst die Kamera mit dem Kabel (Micro-USB), dann verbinde den anderen Stecker mit deinem Computer (USB-A). Es dauert eine Weile, bis die Hardware erkannt wird und die notwendigen Treiber installiert sind. Jetzt kannst du in der Software deiner Wahl deine Canon als Bildquelle auswählen und deinen Video-Call starten.

Die richtigen Einstellungen
Bevor es losgeht, solltest du dir ein paar Minuten Zeit nehmen, um für gute Beleuchtung zu sorgen. Falls möglich, nutze Tageslicht. Setze dich direkt vor ein Fenster oder sorge für zusätzliche Lichtquellen an deinem Arbeitsplatz. Mit den richtigen Einstellungen lässt dich deine Kamera in Meetings gut aussehen.
Manueller Modus
Schalte die Kamera in den manuellen Modus. Nur so hast du die volle Kontrolle über die Einstellungen.

Auflösung und Bildwiederholrate
Full HD aufzunehmen, reicht völlig aus. In Deutschland gilt der PAL-Standard, der eine Bildwiederholrate von 25 Bildern pro Sekunde vorsieht. Ich finde, du bist mit der Wahl dieser Kombination gut bedient.

Verschlusszeit
Die Verschlusszeit sollte auf den doppelten Wert der Bildwiederholrate eingestellt werden. Wenn du meinem Beispiel folgst, ist eine Verschlusszeit von 1/50 einzustellen.

Blende
Die Blende solltest du so weit herunterregeln, wie es deine Kamera zulässt. Damit wird die Öffnung auf das Maximum gestellt. Du erreichst damit, dass der Hintergrund unscharf wird. Wie gut die Tiefen(un)schärfe funktioniert, ist von deinem Objektiv abhängig.

Lichtempfindlichkeit
Mit dem ISO-Wert bestimmst du, wie lichtempfindlich die Aufnahme ist. Diese Einstellung ist stark von deiner Beleuchtungssituation abhängig, sollte aber den Wert von 800 nicht übersteigen, um Bildrauschen zu minimieren.

Weißabgleich
Den bestmöglichen Weißabgleich erhältst du, wenn du eine dafür vorgesehene Karte in der zum Einsatz kommenden Beleuchtungssituation fotografierst und das Bild für den manuellen Weißabgleich nutzt. Bei der Verwendung von Tageslicht (-lampen) fährst du mit einem Wert von circa 4500 gut, wenn du nicht manuell abgleichen möchtest.

Autofokus
Aktiviere den Autofokus und nutze die Gesichtserkennung und -verfolgung. Schalte die Funktion Movie-Servo-AF ein, um dafür zu sorgen, dass die Kamera kontinuierlich fokussiert, um dich immer scharf darzustellen. Die Verwendung eines externen Mikrofons reduziert die durch die Objektivbedienung eventuell entstehenden Geräusche.

Zubehör
Wenn deine Kamera nicht auf abenteuerliche Weise auf Kopfhöhe kippeln soll, du verhindern möchtest, dass mitten im Gespräch mit deinem Chef der Akku stirbt oder der Frage aus dem Weg gehen möchtest, ob du gerade im Keller sitzend dem Meeting beigetreten bist, kann es sinnvoll sein, über die Anschaffung von Zubehör nachzudenken.
Stativ
Ein Stativ erlaubt dir eine sichere Platzierung deiner Kamera, ohne auf Bücherstapel oder andere Krücken zurückgreifen zu müssen. Du kannst sie so einfach neben oder über dem Bildschirmrand positionieren und die Ausrichtung auch während des Meetings korrigieren, wenn nötig. Ich nutze das Hama Star 05-Stativ.
Batterie-Dummy
Wenn es wieder einmal länger dauert, kann es sein, dass dein Kamera-Akku in die Knie geht. Wenn du nicht ständig auf den Akkustand schielen möchtest, empfiehlt sich die Anschaffung eines Batterie-Dummies nebst Kabel und ggf. Netzteil. Bei meiner Stromversorgung kann ich wählen, ob ich eine Powerbank oder das Stromnetz nutzen möchte.
Softbox-Set
Um die Beleuchtung zu verbessern, nutze ich oft ein Softbox-Set mit Tageslichtlampen. Ich bin so unabhängiger von der Tageszeit und den Wetterbedingungen. Der Unterschied wird für dich, vor allem aber auch für deine Gespächstpartner/innen sichtbar werden. Du kannst Zubehör auch gebraucht kaufen – dieses Set hat Eva und mich zehn Euro gekostet.
Externes Mikrofon
Wenn du für vergleichsweise wenig Geld deine Audio-Qualität deutlich verbessern möchtest, rate ich dir, ein externes Mikrofon, wie zum Beispiel das Rode VideoMicro zu verwenden. Es lässt sich kinderleicht anbringen und ist meiner Meinung nach jeden Cent des Preises wert.
Fazit
Mit einer Kamera von Canon, der EOS Webcam Utility Software und den richtigen Einstellungen kannst du in Meetings mit professionellem Video überzeugen. Wenn du dich dann noch auf die Pirsch nach sinnvollem Zubehör begibst, und ein gutes Set-up für deine Ansprüche findest, kannst du das Ergebnis perfektionieren.
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4 Kommentare
Verständliche Anleitung, Danke!
Mal jemand, der langsam un deutlich spricht.
Hab das gerade als Kommentar gepostet als Hilbig-Geselschaft.
Eine Frage:
Wie stellt man ein, dass das Video auch auf der Kamera Speicherkarte aufgezeichnet wird?
Freundliche Grüße
Gerald Zörner /Hilbig-Gesellschaft.
Hallo Herr Zoerner,
vielen Dank für Ihr Lob, das freut mich sehr. Ob bzw. wie man das Webcam-Video mit der Kamera selbst aufnehmen kann, weiß ich leider selbst nicht. Allerdings habe ich eine Anleitung geschrieben, wie Sie das am PC bewerkstelligen können: https://svenbrier.de/meetings-oder-online-schulungen-mit-obs-studio-aufnehmen/
Hi!
Vielen Dank für die vielen hilfreichen Infos.
Bin zur Zeit auf der Suche nach einer Kamera zum streamen. Also als Webcam mit guter Quali auch bei nicht so optimalen Lichtverhältnissen. Als Dj hat man es ja lieber etwas dunkler und dennoch ein schönes klares Bild mit vielen bunten Lichtern. 🙂 was meinst du, kann man die M50 dafür nutzen?
Hallo Chris, ich freue mich, wenn dir mein Beitrag helfen konnte. Die M50 nimmt maximal 30 Minuten auf – sie hat ein eingebautes „Recording Limit“. Auch wenn du nicht aufzeichnest, geht die Kamera m. E. nach dieser Zeit in Stand by. Wenn dir das reicht, ist sie u. U. eine Option. Es gibt aber auch Kameras ohne diese Einschränkung: https://www.recordinglimits.com/